Faszien und Triggerpunkte sind die weichen, dehnbaren Komponenten des Bindegewebes. Sie durchdringen den ganzen Körper als verbindendes und umhüllendes Spannungsnetzwerk. Neben den flächigen Bindegewebsflächen gehören alle faserigen, kollagenen Bindegewebe wie Organ- und Gelenkkapseln, Bänder, Muskelsepten und der Sehnen mit ihren ringförmigen Haltebänder dazu. Das Fasziennetzwerk gilt als umfassende Basis der koordinativen Körperwahrnehmungen.
Triggerpunkte sind auf bestimmte Bereiche konzentrierte Muskelverhärtungen innerhalb der Skelettmuskulatur. Sie betreffen sowohl die Faszien als auch die Muskeln. Die myofaszinalen Triggerpunkte sind lokal druckempfindlich; von ihnen können unterschiedlich starke Schmerzempfindungen ausgehen. Fachleute führen den weitaus überwiegenden Teil der Schmerzsyndrome auf allfällige Muskelverhärtungen zurück.
Das Netzwerk der Faszien und Triggerpunkte
Als überall im Körper gegenwärtige Weichteilkomponenten des Bindegewebes sind gesunde, elastische Faszien in der Lage, starken Druck weitgehend zu tolerieren – so geben sie beispielsweise den Muskeln Halt und Kraft. Kranke Faszien dagegen reagieren auf Drücke, die auf die Muskulatur ausgeübt werden sowie auf Druck und Zug beim Sitzen, Stehen oder beim Liegen.
Dabei besitzen Faszien ein dichteres und verzweigteres Fasernetzwerk als beispielsweise die Muskeln selbst, wie neue medizinische Untersuchungsreihen nachgewiesen haben. Dies kann für die Übertragung von Schmerzsignalen eine ausschlaggebende Bedeutung haben.
Die unheilige Allianz
Die genannten Studien wiesen über Ultraschallanalysen nach, dass sich die Faszien verdicken und verhärten können. Die Verhärtungen werden Myogelosen genannt – druckschmerzhafte Verdickungen, deren Ursachen Bewegungsmangel, Fehlhaltungen, Arthrose, Sportverletzungen, Übersäuerung, einseitige Belastungen und sogar große psychische Belastungen sein können. Dabei sind nicht nur oberflächliche und unmittelbar unter der Haut verlaufende Faszien betroffen, sondern auch weitaus tiefer liegende Bereiche.
Zusätzlich kommt es zur Ausbildung der myofaszinalen Triggerpunkte, die im Fachjargon kurz Myo genannt werden. Der Begriff Myo bedeutet Muskel und verdeutlicht das Zusammenwirkung von Faszien und Triggerpunkten.
Herausbilden können sich Triggerpunkte durch Überlastungen bei der Arbeit, in der Freizeit und beim Sport; Durchblutungsstörungen gelten als Indikatoren und nachfolgende fehlerhafte Schonhaltungen vergrößern peu à peu die Beschwerden.
Der faserige Aufbau der Muskeln erlaubt die Fortsetzung der Faszien bis in das Innere der Muskulatur – und so kommt es zu einer unheiligen Allianz mit den Triggerpunkten. Es entsteht eine lokal begrenzte Unordnung im allfälligen Zusammenwirken von Faszien, Muskeln und Sehnen, in deren Folge Nervenenden gereizt werden und Schmerzen entstehen können. So kommt es also zur Entstehung der Triggerpunkte als entzündliche Knoten im inneren Bereich des jeweiligen Muskels und nachfolgend entzündet sich die Faszie.
Bildlich vergleichen lassen sich die Triggerpunkte auch mit Akkupunkturpunkten. Sie sind in der Lage, weit in andere Bereiche des Körpers auszustrahlen, so beispielsweise vom Gesäß in das Bein, vom Kiefergelenk in den Kopf oder von der Schulter hinein in den Arm – drückt man auf solch einen Triggerpunkt, sind die Schmerzen bis in andere Körperregionen hinein spürbar.
Die beste Medizin
Eine effiziente Therapie erreicht sowohl die tiefer liegenden Faszien als auch die oberflächlichen Bereiche und den Muskel mit den Triggerpunkten. Bevor allerdings die Heilmedizin mit massiver Stoßwellentherapie, Medikamenten und Co. einschreiten muss, kommt das effektive Faszientraining zum Einsatz.
Die Methode ist modern – die Erkenntnis, wonach gilt: Sport ist die beste Medizin, ist dagegen ebenso alt wie richtig. In das Faszientraining sind sowohl federnde Gymnastikübungen, Massagen mit Rollen und Bällen, wie auch Elemente aus östlicher Kampfkunst und Yoga integriert, die allesamt so neu nicht sind.
Es sind nicht vordergründig die Bewegungsabläufe – neu ist vielmehr die wissenschaftliche Erkenntnis, die es erlaubt, die Aufgaben der Faszien zu verstehen. Daraus entwickelte sich die Regel, nicht vordergründig das rote Muskelfleisch, sondern vielmehr das umhüllende kollagene Fasernetzwerk zu fordern und zu trainieren.
Druck machen auf Faszien und Triggerpunkte
Triggerpunkte sind im Röntgenbild nicht zu erkennen – ertasten kann man sie dagegen gut. Schmerzlinderung ist das Ziel gezielter Druckmassagen, die durch Akkupunkturbehandlungen und bei gewissen Indikationen auch durch Injektionen von lokal wirkenden Betäubungsmitteln unterstützt und intensiviert werden können. Der auf diese Art generierte Reiz von Nervenrezeptoren und Muskelfasern führt zur Entspannung und Dehnung sowie zur besseren Durchblutung. So gelangen mehr Nährstoffe und Sauerstoff in die verhärtete Muskulatur, der Triggerpunkt löst sich auf und der Schmerz lässt nach.